David Lynch Retrospektive – THE ELEPHANT MAN

David Lynch. USA 1980. 123 Min. OmU. Mit Anthony Hopkins, John Hurt, Anne Bancroft, John Gielgud

London im Jahr 1881. Der grausame Schausteller Bytes stellt auf Jahrmärkten seine größte Attraktion aus – den durch eine seltene Krankheit missgestalteten 21jährigen John Merrick, genannt „Der Elefantenmensch“. Als der angesehene Chirug Dr. Treves auf dieses Stadtgespräch aufmerksam wird, beschließt er, sich des Gepeinigten anzunehmen. Tatsächlich kann Merrick im Hospital ein Zimmer beziehen und – nachdem auch der Direktor seine Bedenken abgelegt hat – hier bleiben. Schon kann er darauf hoffen, ein würdevolles Leben führen zu können – bis sadistische Geschäftemacher herausfinden, wo er sich aufhält…

Den Impuls zu THE ELEPHANT MAN setzten die beiden Autoren Christopher De Vore und Eric Bergren: Für ihr Buch, einer freien Bearbeitung der Lebensgeschichte des historischen Joseph Merrick, konnten sie nach vielen erfolglosen Versuchen den Produzenten Jonathan Sanger interessieren. Auf der Suche nach einem geeigneten Regisseur erinnerte Sanger sich an den Film ERASERHEAD und lud David Lynch zu einem Meeting ein; angeblich sagte der sofort zu, nachdem er nur den Titel hörte.

In Lynchs Version der Geschichte konkurieren zwei Zugänge zu Merricks Krankheit: Zu Beginn des Films beschwört eine ins Sagenhafte überhöhte Sequenz die komplizierte Geburt Merricks infolge eines Elefantenangriffs; solche sensationsgierigen Erzählungen bemüht dann später der Schausteller, der Merrick wie Tier im Käfig hält und der gaffenden Menge präsentiert. Demgegenüber bemüht sich Dr. Treves um einen vernunftgeleiteten Blick auf den deformierten Menschen (nicht ohne ihn ebenfalls zum Gegenstand neugieriger Blicke eines Publikums zu machen). Indem Treves Merrick vom Monster zum Patienten macht, bereitet er dessen Eintritt in die Normalität vor. Lynchs Film zeigt allerdings, dass Merricks Weg in ganz andere, höhere Spähren führt.